Helfen Zweitmeinungen Kosten einzusparen?
Eine ärztliche Zweitmeinung ist die medizinische Beurteilung durch einen bisher nicht beteiligten, neutralen Arzt vor einer geplanten Operation. Sie hilft zur Entscheidungsfindung für oder gegen die Operation. Schlagzeilen wie „Unnötige Operationen kosten Millionen“, „Privat- oder halbprivatversicherte Menschen werden in der Schweiz doppelt so häufig am Knie operiert als Grundversicherte“, „Jeder 10. Eingriff ist sinnlos“ lassen die Bevölkerung aufhorchen.
Im Newsletter 02/2016 hat die Patientenstelle AG/SO empfohlen, dass es in gewissen Fällen sinnvoll ist, eine Zweitmeinung vor geplanten Operationen einzuholen. Diese Meinung ist vereinzelt auf Kritik gestossen, mit der Begründung dies treibe die Krankenkassenkosten in die Höhe. Dem müssen wir widersprechen. Zweitmeinungen reduzieren Kosten. Sie helfen mit, nicht notwendige Eingriffe einzudämmen. Dies stellt kein Misstrauensvotum gegenüber Ärzten dar.
In der Schweiz betreiben mittlerweile Fachärzte online-Portale wie www.meinezweitmeinung.ch oder opcheck.ch. Das Ziel der Portale ist es, den Patienten bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen. Sie ersetzen nicht den persönlichen Kontakt zum Arzt, sondern ergänzen ihn.
Ebenfalls gibt es Krankenversicherungen, welche online Zweitmeinungen anbieten. Auch eine Checkliste für den Arztbesuch mit seriösen, klärenden Fragen kann heruntergeladen werden.
Fragen, welche vor jedem Eingriff idealerweise mit dem Arzt besprochen werden sollten sind:
- Ist die Operation wirklich nötig?
- Gibt es Alternativen dazu?
- Mit welchen Risiken und Komplikationen muss man rechnen?
- Was sind die Konsequenzen, wenn die Operation zu einem späteren Zeitpunkt oder gar nicht durchgeführt wird?
Die Antworten auf diese Fragen schaffen Transparenz und Klarheit und geben dem Patienten Sicherheit. Wie sich der Patient nach Erhalt der Zweitmeinung entscheidet, steht ihm offen. Die Kosten der Zweitmeinungen werden in der Regel von Krankenversicherungen übernommen.
Zweitmeinung via GOOGLE
Eine grosse Zahl von Menschen forschen nach einem Arztbesuch im Internet, um mehr über ihre Diagnose und die empfohlene Behandlung des Arztes zu erfahren. Wird damit das Verständnis für eine Krankheit und deren Behandlung gefördert, ist das sicher sinnvoll. Manchmal lösen die Informationen allerdings mehr Ängste und Unsicherheiten aus. Stimmt „Dr. Google“ mit der Meinung der Ärzte nicht überein, schwindet das Vertrauen.
Ärzte, Krankenversicherungen und die Patientenstelle empfehlen ein kritisches Hinterfragen, ob es Alternativen zu einer geplanten Operation gibt. „Dr. Google“ ersetzt keinesfalls die Meinung eines Fach- oder Hausarztes.
Susanna Mattenberger, Beraterin Patientenstelle AG/SO