Wenn das Pflegeheim den Erwartungen nicht gerecht wird - Angehörige zwischen Sorge und Schweigen
Herr Abt leidet seit Jahren an Parkinson. Seine Frau pflegte ihn zu Hause, half ihm bei alltäglichen Aufgaben wie der Körperpflege, dem Anziehen und begleitete ihn zu Terminen. Doch mit der Zeit wurde die Belastung für die 76-jährige zu gross. Gemeinsam mit ihren Kindern entschied sie sich daher schweren Herzens, ihren Mann in ein Pflegeheim zu geben.
Das gewählte Heim versprach eine umfassende und auf individuelle Bedürfnisse abgestimmte Pflege. Schon bald zeigte sich, dass die Realität weit hinter diesen Versprechen zurückblieb. Frau Abt stellte fest, dass ihr Mann nicht regelmässig geduscht wurde, die Fingernägel ungepflegt blieben und er oft tagelang dieselbe Kleidung trug – selbst dann, wenn er stark schwitzte. Besonders beunruhigte sie, dass er in den ersten Wochen im Heim rapide abnahm. Trotz mehrerer Beschwerden bei der Pflegeleitung änderte sich nichts. "Ihr Mann ist schwierig", wurde ihr gesagt. Wenn er sich weigere, könne man ihn nicht zwingen. Doch Frau Abt betonte: "Mein Mann hat immer grossen Wert auf sein Äusseres gelegt."
Der Entscheid, einen geliebten Menschen in ein Heim zu geben, ist oft entlastend, doch die Sorge um das Wohl des Angehörigen bleibt. Was tun, wenn die Pflege den Erwartungen nicht gerecht wird? Viele Angehörige trauen sich nicht, ihre Kritik offen zu äussern, aus Angst vor negativen Konsequenzen für ihre Liebsten. Auch Frau Abt war verunsichert: "Wir müssen froh sein, dass er dort sein kann". Diese Zurückhaltung ist nicht ungewöhnlich. Trotzdem sind Pflegeheime auf die Rückmeldungen der Angehörigen angewiesen, um die Pflege zu verbessern und allfällige Missstände zu beseitigen.
Die Ombudsfrau rät Bewohner*innen und deren Familien, die Chancen und Risiken einer Beschwerde sorgfältig abzuwägen. Wichtig ist es, sich zu fragen: Wie wichtig ist dieses Thema für mich? Bin ich bereit, es anzusprechen, und fühle ich mich dazu in der Lage? Im Fall der Familie Abt war das Gespräch mit der Heimleitung der richtige Schritt. Gemeinsam konnten Lösungen erarbeitet und Massnahmen festgelegt werden. Frau Abt weiss nun, an wen sie sich wenden kann, wenn erneut Probleme auftauchen.
Ombudsstellen
geführt von der Patientenstelle Aargau Solothurn
www.patientenstelle-aargau-solothurn.ch